
Werner Meyer: Mein Besuch auf der Expo in Dubai
Menschen verbinden, Zukunft gestalten – unter diesem Motto stand die Expo in Dubai, die das erste Mal in der Geschichte der Weltausstellung im arabischen Raum stattfand. Bis zum 31. März war die Welt 182 Tage zu Gast auf einem riesigen Ausstellungsgelände etwa 25 Kilometer außerhalb des Zentrums von Dubai. 192 Länder präsentierten sich dort – mit teilweise spektakulären Bauwerken.
In der Zeit vom 22. Februar bis 1. März 2022 nahm ich an einer Gruppenreise der VSVI (Vereinigung der Straßen- und Verkehrsingenieure) zur Expo teil. In diesem Gastbeitrag möchte ich Ihnen, von den Eindrücken berichten, die ich während meines dreitägigen Expo-Besuchs sammeln konnte.
Im Fokus der Expo: Die Schwerpunkte Möglichkeiten (Opportunity), Mobilität (Mobility) und Nachhaltigkeit (Sustainability). Gemeinsam sollen kreative Sichtweisen und Lösungsansätze für die Herausforderungen um diese drei Themen demonstriert werden. Ich beschränke mich hier auf die Themen Nachhaltigkeit und Mobilität.
Bereits am gigantischen Eingangstor wird man auf die Thematik der Nachhaltigkeit hingewiesen: Die Konstruktion besteht nicht aus filigranem Stahl, sondern aus aufgearbeiteten Resten von unzähligen Bewässerungsröhren aus Kunststoff.


100 % nachhaltig
Danach besuchten wir Terra, den Pavillon der Nachhaltigkeit. Wir erhielten viele Denkanstöße zum Thema Umweltschutz, um dadurch unsere Grundbedürfnisse wie Wasser, Nahrung und Energie sicherzustellen. Terra ist ein zu 100 % nachhaltiges Gebäude, das mitten in der Wüste entstanden ist und zeigt, dass Nachhaltigkeit überall möglich ist.
Vor dem Gebäude rotieren 18 „Energie Bäume“ mit Solar Panels und folgen dem Stand der Sonne. 15 % des Energieverbrauchs der Expo werden hier generiert.
Im benachbarten Pavillon der tschechischen Republik wurde ein technologisches Konzept mit dem Codenamen SAWER vorgestellt – ein System, das unter alleiniger Nutzung von Sonnenenergie, Wasser aus der Luft gewinnen kann. In dem ausgestellten Container können bis zu 1000 l Wasser am Tag gewonnen werden.
Ein Plädoyer für Nachhaltigkeit: der „Campus Germany“
Dem Thema Nachhaltigkeit war auch der deutsche Pavillon gewidmet – im Übrigen einer der meistbesuchten Gebäude der Expo. Eine Wartezeit von ein bis zwei Stunden musste man hier auf sich nehmen und das bei sommerlichen Temperaturen bis zu 30°C. Im Campus Germany erlebten die Besucher die Exponate in drei Bereichen: dem Energy Lab, dem Future City Lab sowie dem Biodiversity Lab.
Im Biodiversity Lab wurde ein riesiges Mobile gezeigt: 150 Bildschirme drehten sich über den Köpfen der Besucher und präsentieren eindrücklich die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur, die es zu bewahren gilt. In einem anderen Beispiel wurden Pflanzenzüchtungen gezeigt, die auch bei großer Trockenheit Wurzeln entwickeln, die bis ins tiefere Grundwasser reichen.
Im Future City Lab wurde die entscheidende Frage gestellt: Wie wollen wir eigentlich in der Stadt der Zukunft leben? Hier wurden den Expo-Besuchern innovative Ideen für ein neues Verkehrssystem unterhalb der Erde vorgestellt, das bereits mit den heutigen Mitteln des Rohrvortriebs gebaut werden könnte. Menschen und Güter könnten so problemlos transportiert werden und die derzeitigen Staus in den Städten drastisch reduzieren. Intelligente Lösungen zur vertikalen Landwirtschaft in den großen Städten mit besonderen Pflanzenzüchtungen konnten wir ebenfalls bewundern.
Um die Bewältigung der Energiewende ging es im Energy Lab. Gezeigt wurde ein Verfahren, mit dem man aus dem normalen Wellengang im Meer Energie gewinnen kann, welches zur Ergänzung von Offshore-Windanlagen genutzt werden könnte. Ebenso wurden Innovationen zur Energiespeicherung gezeigt.
Das Gebäude selbst und die Ausstellung des deutschen Pavillons waren ein gebautes Plädoyer für Nachhaltigkeit. Beim Innenausbau wurden primär nachhaltige Baumaterialien verwendet. Die Möbel sind zum großen Teil aus Restwertstoffen oder aus neu entwickelten Materialien hergestellt. Das Gebäude kann zu 100 % recycelt werden, ist formaldehydfrei und wird nach der Expo komplett abgebaut.
Die internationale Expo-Organisation hat den „Campus Germany“ wegen der „herausragenden thematischen Umsetzung des Expo-Themas“ mit ihrer Goldmedaille ausgezeichnet.


Alif – der Mobilitätspavillon
Innovative Formen des Verkehrs tragen nicht nur dazu bei, die Beziehungen zwischen verschiedenen Gesellschaften zu stärken, sondern auch unseren zivilisatorischen Horizont zu erweitern. Der Pavillon bot den Besuchern eine intensive, zeitübergreifende Reise durch das Spektrum der menschlichen Bewegung und des Fortschritts. Er sollte herausfordern und inspirieren, in dem er zeigt, dass Mobilität mehr ist als nur der Transport von Gütern oder Menschen. Mobilität umfasst auch Daten und Ideen, die täglich in unglaublichen Mengen um den Globus schwirren.
DP World Cargo: Innovativer Transport rund um den Globus
In einem eigenen Pavillon der DP World Cargo wurde ein innovatives Verkehrssystem vorgestellt, das in naher Zukunft in der arabischen Welt realisiert werden soll. In einer Röhre mit einem Durchmesser, der weltweit einheitlich sein soll, werden Behälter für Güter und Menschen mit hoher Geschwindigkeit nach dem Prinzip der Magnetschwebebahn transportiert. In der Vision der Emirate sollen Güter aus China im Hafen von Dubai umgeschlagen werden und dann mit diesem neuen Transport-System durch Saudi-Arabien und die Türkei nach Europa transportiert werden können. Auf diese Weise werden die Straße von Hormus und der Suezkanal umgangen und so die Transportzeit von China nach Europa erheblich verkürzt.

als Magnetschwebebahn.

Al Wasl Dom
Der Al Wasl Dom ist der zentrale Platz auf der Expo, auf dem viele Veranstaltungen stattfinden. Jeden Abend wird der Dom mit tollen Lichtprojektionen in Szene gesetzt und mit Musik untermalt – ein tolles Schauspiel!
Weiterhin haben wir den Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate besucht, der optische Nachbau eines Falken im Fluge des berühmten spanischen Architekten Santiago Calatrava.

Mein persönliches Fazit des Besuchs:
Wir alle sind gefordert – jeder in seinem persönlichen Bereich – an den notwendigen Veränderungen in der Welt mitzuwirken. Der Klimawandel wird in keinem Fall ohne Einzug neuer Technologien in vielen Bereichen unseres Lebens gelingen. Im Bereich der erneuerbaren Energien sind Innovationen nötig, die ohne Kohlenwasserstoffe auskommen, preiswert sind und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
Das Thema der Nachhaltigkeit muss auch in unserer Unternehmensgruppe verankert werden. Der komplexe Bau der Kompostieranlage in Bernburg ist ein gutes Beispiel dafür. Wir Männer und Frauen vom Bau müssen und werden die Zukunft mitgestalten. Wer denn sonst?
